Einfach nur wenig essen und abnehmen?
Viele Menschen legen einen sehr großen Fokus auf das Kalorienzählen in ihrer Ernährung. Die Idee klingt logisch: Wenn ich weniger Kalorien esse, als ich verbrauche, nehme ich ab. Hierbei gibt es jedoch einige Probleme, die ich im folgenden kurz vorstelle.
Die Kalorienangabe auf der Verpackung ist nur ein Näherungswert. Selbst für den reinen Makronährstoff (Kohlenhydrat, Fett, Eiweiß) sprechen wir immer von Durchschnittswerten. So hat 1 g Kohlenhydrate im Durchschnitt eine Kalorienmenge von 4 kcal. Diese hat aber eine Schwankungsbreite von z.B. 3,7-4,2 kcal. Das kann bei 300 g Kohlenhydrate, die man ohne weiteres am Tag essen kann, eine gewichtige Abweichung in der Realität ergeben.
Nicht jede Kalorie, die ich esse, kommt auch zu 100 % im Körper an. Dies ist eine wichtige Erkenntnis, denn der Anteil der verzehrte Kalorie, der vom Körper aufgenommen wird, verändert sich auch im Verlauf der Zeit. So hat beispielsweise das Mikrobiom eine großen Anteil daran, wie effektiv die Nahrung verdaut wird und wie viel der Energiemenge dem Körper zur Verfügung steht.
Die dritte Unbekannte in der Gleichung ist der Kalorienverbrauch des Körpers. Hier spielen zahlreiche Faktoren eine Rolle. Umgebungstemperatur, körperliche Bewegung, Muskelmasse, Körperfettanteil, akute Infekte, der Zustand des Hormonsystems, Belastung mit Umweltgiften, Leberfunktion, Stressbelastung oder Urlaubsphase, Schlafdauer und vieles mehr.
Durch diese Faktoren schwankt der tatsächliche Kalorienverbrauch mal nach oben mal nach unten.
Sinnvoller Einsatz des Kalorienzählens
Trotz der vorgenannten Unbekannten kann Kalorienzählen einen sinnvollen Effekt auf Ziele wie Körperfettreduktion oder Gewichtsabnahme haben.
Gerne wende ich Kalorienzählen mit Kunden zeitweilig an, um zuerst herauszufinden, wie viel sie tatsächlich essen (natürlich wie oben beschrieben nur näherungsweise). Viele sind überrascht darüber, wie viel oder wenig sie im Vergleich zu ihrer eigenen Annahme wirklich verzehren.
Ein zweiter Grund für das Tracken von Kalorien kann sein, dass wir so nebenbei auch einen Überblick über die Verteilung der Makronährstoffe bekommen. Gerade Protein ist bei vielen Kunden zu Beginn häufig zu wenig in der Ernährung vertreten. Ziel ist es den Proteinkonsum mittelfristig Schritt für Schritt zu erhöhen, um Fortschritte zu erreichen.
Also zusammengefasst: Niemand muss Kalorien zählen um Abzunehmen. Von Zeit zu Zeit kann es sinnvoll sein Kalorien zu zählen. Wenn es einem Kunden Spaß macht oder der dauerhafte Überblick über die Essensmenge und -zusammensetzung unterstützt, dann kann er es selbstverständlich auch dauerhaft durchführen.